Sanierung und Umbau des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt

Richard-Wagner-Straße 9, 06114 Halle (Saale)

2008

Arbeitsgemeinschaft Landesmuseum: Ingenieurbüro Kowalski & Irmisch und Dietzsch & Weber Architekten

Das Gebäude des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle wurde nach einem Entwurf von Wilhelm Kreis in den Jahren 1912-18 errichtet. Es ist das älteste Museum dieser Gattung in Deutschland. Das Museum ist eines der frühesten Gebäude von Wilhelm Kreis und begründete seinen Ruf als Museumsarchitekt. Eine archaische Hülle aus Muschelkalk umschließt eine regelmäßige Stahlbetonkonstruktion. Das Gebäude hat im Laufe seiner Geschichte mehrere Veränderungen erfahren. Nach der Fertigstellung des Museums in den 1910er Jahren waren lediglich Räume im 2.Obergeschoss für Ausstellungszwecke nutzbar. Im Erd- und 1.Obergeschoss wurden in Teilbereichen Zwischendecken eingezogen und als Bibliothek, Archiv- und Depotflächen genutzt, ebenfalls Teilbereiche in beiden Etagen als Büros. Mit dem Umbau des Hauses wurden weite Bereiche des Gebäudes zu Ausstellungsräumen umgewidmet und das Gebäude haustechnisch auf einen modernen Standard gebracht. Außerdem wurden wichtige Servicebereiche, wie Shop, Café, Vortragssaal und Museumspädagogik geschaffen. Das Gebäude stellt mit seiner konstruktiven Struktur ein frühes Beispiel des Stahlbetonbaus in Deutschland dar. Die Regelmäßigkeit der Raumstruktur mit großen Fenstern, Stützen und überwiegend mit Vouten versehenen Unterzügen verleihen den Räumen einen industriellen Charakter, der einen reizvollen Kontrast zur Massivität und dem eher traditionellen äußeren Erscheinungsbild ergibt. Mit dem Umbau entstanden große, zusammenhängende Ausstellungsflächen, Trennungen zwischen einzelnen Räumen wurden lediglich an statisch bzw. historisch oder räumlich bedeutsamen Achsen hergestellt. Die Lüftungszentrale wurde im Hofbereich in einem eigens errichteten Kellerbauwerk untergebracht. Die Luft wird über dezentrale vertikale Stränge direkt neben den einzelnen Fensterachsen geführt. Das Einbringen der Zuluft erfolgt im Erd- und 1.Obergeschoss über kastenförmige Quellluftauslässe in den Fensternischen, für die Einbauelemente entwickelt wurden, welche als Sitzbankelemente genutzt werden, im 2.Obergeschoss über schlitzförmige Auslässe an der Unterseite der Sockelleisten. In die Fensternischen der Ausstellungsräume wurde ein Blendschutz integriert, der raumweise motorisch gesteuert wird. In der abgesenkten Mitte des Atriums, dem einzigen bisher für Rollstuhlfahrer nicht zugänglichen Bereich, wurde vor einer Treppe eine Hebebühne mit Teleskopauszug eingebaut. Eine neue zweiflügelige Außentür mit neuem Natursteingewände, die einen Zugang zum Café von außen ermöglicht, orientiert sich in Form und Proportionen an bestehenden, z.T. benachbarten Außentüren.